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Künstler: Subway to Sally

Album: Nord Nord Ost

Erscheinungsjahr: 2005

Anspieltipp: Schneekönigin

Autor: Tobias

„Nord Nord Ost“ heißt der Kurs, den Subway to Sally mit ihrem neuesten Album einschlagen und den Hörer dabei auf eine abenteuerlichen Reise durch Wind und Wogen, zur Schneekönigin und ins Feuerland, in eine Welt aus Eis und Schnee, zum heißesten und zum kältesten Punkt der Erde und in die Seele der Band-Mitglieder entführen.

Selbstredend, dass die Sallys diese Orte während der gut 40 Minuten Spielzeit (verteilt auf 8 Songs und 2 Intros) nicht im eigentlichen, sondern vielmehr im figurativen Sinne bereisen; so halten folglich die Oberbegriffe des Albums „Feuer“ und „Eis“ immer wider dazu her, um eine Vielzahl von Gefühlszuständen und Gedanken abzubilden, die das gesamte Album wie einen Seelenstriptease der Berliner-Ausnahmeformation erscheinen lassen. Nicht nur hier aber schaffen Subway to Sally einen deutlichen Kontrast zum äußerst zwiespältig aufgenommenen Vorgänger-Album „Engelskrieger“, welches lyrisch gesehen aus einer deutlichen Distanz heraus (etwa wie eine vertonte Aneinanderreihung von Zeitungsartikeln) versuchte, Missstände in der Gesellschaft aufzuzeigen. Nein, auch in musikalischer Hinsicht fällt dem geneigten Hörer schnell auf, dass die Hauptstädter anno 2005 eine gediegene Kurskorrektur vorgenommen haben. So findet sich auf „Nord Nord Ost“ erfreulicherweise wieder ein hohes Maß an mittelalterlichen Versatzstücken (Drehleier, Schalmei, Flöten, Dreyfuß, Dudelsack und Hackbretter) wieder, die ihren bombastischen Höhepunkt in der Unterstützung des Babelsberger Rundfunk Orchesters finden. Dennoch unternimmt das Septett keine komplette Kehrtwende vom „Engelskrieger“-Sound, so bildet z.B. das an Rammstein orientierte Riffing nach wie vor eines der tragenden Elemente in Subway to Sallys Klanguniversum.

Die vorgenannte Kombination aus moderner Instrumentierung und mediävalen Klängen nimmt der Konsument dabei erstmals in dem, dem sakralen Eröffnungchor „Saraband de noir“ folgenden, Opener „Schneekönigin“ wahr. Während zu Beginn und während der Strophen sich eine meterhohe Riffwand um den Hörer aufzäumt, hat beim schönen und ruhigen Refrain das Filmorchester seinen ersten prägnanten Einsatz mit Streichern. Auch "Feuerland" konfrontiert den Verbraucher mit fetten Bratgitarren, Mittelaltertouch und Ohrwurmrefrain, wählt aber einen wesentlich vertraulicheren und vor allem hitzigeren Zugang. Abweichend von “Kalt und heiß“-Schema folgt anschließend die erste Single des Albums „Sieben“, welches nur so vor Lebensfreude strotzt und wohl zu den tanzbarsten und geilsten Songs in der 13-jährigen Bandgeschichte zu zählen ist. Nach dem kurzen Instrumental, genannt „Lacrime ´74“, wird das Septett mit der Halbballade „Feuerkind“, welches die Geschichte eines gefühlskalten Elternhauses erzählt, zunächst wieder abwesender und emotionaler, bevor mit „Das Rätsel II“ wieder ein Midtemporocker auf dem Silberling Platz findet, der mit seinem retrospektiven Charakter vor allem wohl den langjährigen Subway-Fans wahre Begeisterungsstürme (vor allem wohl als kommender Kultsong im Live-Repertoire) entlocken sollte. Dass der Song vor Selbstbeweihräucherung und Arroganz nur so strotz wertet die Nummer keineswegs ab, sondern entlockt dem Hörer lediglich das ein oder andere Schmunzeln. Track Acht des Silberling „S.O.S.“ kann die bis dahin wirklich hervorragende Qualität bedauerlicherweise nicht halten und ist leider eindeutig als der schwächste Song des Albums auszumachen. Über diesen Fauxpas lässt sich aber auch ob der beiden abschließenden Kompositionen „Eisblumen“ und „Seemannslied“ locker hinweggesehen, zumal Erstgenanntes mit seinem traumhaften Refrain zum Geheimtipp der Scheibe avanciert und Letzteres, wieder balladesk angehaucht und mit einigen Streichern unterlegt, vor allem lyrisch besonders zu beeindrucken weiß.

Wie ein Schneekönig also können sich alle Subway to Sally Fans über den jüngsten Output der Mittelalterrocker freuen, zumal sich auf „Nord Nord Ost“ wieder auf die alten Stärken besonnen wird, ohne aber durch eine vollkommene Abwendung vom 2003 eingeschlagenen Weg Gefahr zu laufen, unglaubwürdig zu wirken. Ein durchweg gelungenes Album also, was aber trotz aller Güte freilich nicht an die Extraklasse der Kultwerke „Foppt den Dämon“ und „Bannkreis“ ranreichen kann.

 

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